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Kurator Beck präsentiert: LakeSound Breitenbrunn! Resi Reiner davor, danach Buntspecht!
5. Mai 2023 @ 18:00 - 22:00
KostenlosBuntspecht
„Ihr wollt ein Liebeslied? Ihr kriegt ein Liebeslied!“ Aber ganz so einfach machen es einem die Wiener Wortakrobaten von Buntspecht bei ihrer neuesten Single „Benütz mich“ (VÖ: 5.2) sicher nicht. Wer Buntspechts Vorgänger-Werke „großteils Kleinigkeiten“ (2018) sowie „Draußen im Kopf“ und „Wer jagt mich wenn ich hungrig bin?“ (beide 2019) kennt, der weiß, dass für sie die deutsche Sprache ein großer Spielplatz der Semantik ist. Ihr im Mai erscheinendes Album „Spring bevor du fällst“ wird da keine Ausnahme machen.
So kommt sein Vorbote „Benütz mich“ im leichtfüßigen Sechsachteltakt und einer entspannten Bossa-Nova-Gitarre erst einmal sehr romantisch daher. Doch bereits mit der ersten Zeile, die Lukas Klein so unnachahmlich manisch singt, machen wir einen Kopfsprung und tauchen in die leicht verschrobene Welt von Buntspecht: „Drück mich aus, wie einen dreckigen Schwamm, mit dem du dein Geschirr wäscht.“ Und damit nicht genug: Der Protagonist feiert in diesem Song seine eigene Auflösung – übrigens kongenial im dazugehörigen Musikclip visualisiert. Pur wie Cognac soll er getrunken, wie die Zwetschgen zerquetscht und wie rote Farbe auf eine Leinwand mit dem Finger verschmiert werden. Das alles nur zu einem Zwecke: „Hauptsache, ich sehe kurz“. Wen oder was er kurz sieht, bleibt Lösungsaufgabe des Hörers. Fest steht nur: Dieses Ziel scheint das lyrische Ich wohl zu erreichen, wenn man den jubilierenden Streichern und Bläsern im Refrain Glauben schenken darf.
Wieder einmal mengt das Sechsergespann der Realität eine Prise Humor und Nonsens bei, sodass „Benütz mich“ am Ende noch lange nachhallt und nicht sofort in Vergessenheit gerät. Denn der Text ist dermaßen um die Ecke gedacht, dass man gar nicht umhin kommt, sich die Single mehrmals einzuverleiben, um ihr gedanklich habhaft zu werden. Am Ende wird es aber dann doch „ein Lied, das ihr liebt“. Und das unter Buntspecht-Garantie.
Resi Reiner
Bei Resi Reiner ist alles irgendwie okay und trotzdem nichts gut. Sie singt in ihrem neuen Song über das Laster der Orientierungslosigkeit. Darüber dass man nicht weiß, wie und wo man hinsoll. „Meistens tu ich so als ob und such mir einen Job“, heißt es so wunderbar easy an einer Stelle und wir nicken in Zustimmung im Takt. Während die Welt rundherum rast, will der eigene Kopf einfach nicht funktionieren. So kann man das eigene Bett einfach nicht verlassen, binge-watcht von einer Netflix-Serie in die nächste, während ausschließlich nervige E-Mails im Postfach eintrudeln. Beschweren will man sich aber auch nicht, weil eigentlich passt doch eh alles. Also irgendwie.
Früher besang Resi Reiner ihre Sehnsucht nach Italien, jetzt ist ihr Sound inhaltlich irgendwo zwischen Corona-Blues und Katerstimmung angelangt. Im besten Sinne, versteht sich. Resi Reiner beschreibt ihre „Mir-ist-alles-egal“-Laune selbst so: „Da passieren Sachen, die dann irgendwie nicht cool, aber auch nicht uncool sind.“ Jedes Wort in ihrem neuen Song ist relatable. Wie schafft sie das? „Ich mach oft Sachen mit, obwohl ich nicht so Bock drauf hab, weil ich denke, dass macht man halt so wie zum Beispiel Sport oder mit irgendwelchen Leuten schmusen, die mir eigentlich total egal sind.“ Egal, ob wir gerade die falsche Zunge in unserem Mund spüren oder uns voller Hoffnung in den herabschauenden Hund drücken, dass dadurch doch bitte endlich alles besser wird, widmet Resi Reiner dem Gefühl einer ganzen Generation einen Song. Wir bemitleiden uns aber nicht nur selbst, sondern möchten etwas ändern. Leider hilft weder ein Yoga Retreat mit den Girls noch die Dates mit den selbsternannten Feministen da draussen.