Auf den Spuren des Nationalsozialismus in Österreich.


Gemeinsam mit einer Gruppe um die Zen Meisterin Anna Gamma begab ich mich auf die Reise. Auf den Spuren der Verbrechen das Nationalsozialismus in Österreich. Warum: Weil hin schauen, hin gehen hilft zu verstehen, unter welchen Bedingungen Menschen zu Horrortaten fähig sind – und was es daraus für unsere Gegenwart und Zukunft zu lernen gibt…

Tag 01 | 02.07.2017 | Hitler war Österreicher
Die "Reise auf den Spuren des Nationalsozialismus in Österreich" hat begonnen. Nach Abenteuern gemeinsam mit meinem Freund Andy Holzer in der Antarktis und Madagaskar, Business in Hong Kong ist es diesmal eine Zeitreise. Zurück in die wenige Jahrzehnte junge Geschichte Österreichs, Europas, der Welt – in die Zeit, als Adolf Hitler lebte. Diese Reise hat zwei Ziele: "1. Verstehen, wie der lebensverachtende Horror-Holocaust des Nationalsozialismus möglich war. Und 2. Heilung und Versöhnung, damit sich der Wahnsinn nicht wiederholen muss."

Solche Reisen an Verbrechensorte, an die Abgründe der Menschheit haben für mich immer auch etwas von zwanghaftem Apnoetauchen: Es zieht mich runter in die Dunkelheit, rein in die Vergangenheit – in das klebrige dunkle Dunkelschwarz. Ich spüre seit Tagen, dass das kein Spaß werden kann – gemeinsam mit der von der Zen Meisterin Anna Gamma geführten Gruppe an's Grab von Hitlers Mutter, ins ehemalige KZ Mauthausen, zum wiener Spiegelgrund, wo tausende Kinder ermordet wurden. In den zweiten Bezirk Wiens eintauchen – auf den Spuren der deportierten Menschen wandern, zur Synagoge, zum Flüchtlingslager Traiskirchen. Wozu das Ganze?

Seit meiner Kindheit ziehen mich Kriegsgeschichten an, wollte ich von meinem Opa wissen, warum er unter'm Arm tätowiert ist. Ob er im Krieg auf Menschen geschossen hatte. Faszinierte mich das Schweigen des anderen Großvaters, mit seinem schmalen Oberlippenbärtchen und der streng nach hinten gekämmten Frisur. Nur einmal – in meiner Kindheitserinnerung – zuckte er aus, brüllte er "hör sofort auf damit!!!" – als ich die donnernd lauten Sylvesterknaller vor seiner Reihenhaustür in die Luft jagte. Da war ein Gesicht zu sehen, das mich in meinem Kindesbewusstsein zutiefst getroffen hat. Erinnere mich an eine Mischung aus Panik, Hass und Wut, die mich durchdrang. In mir war Scham, Schuldgefühl. Ohnmacht. Ich hatte keine Ahnung was ich angestellt hatte – doch es war da. Vielleicht war das der unbewusste Auslöser meiner Neugierde.

Schaut's hin – ich weiß nicht wieviele hundert Male ich es auf Bühnen gesungen hab, vor dem Parlament, im Parlament, in Betlehem, Berlin, Wien, Hamburg. Zuletzt den alternativen Nobelpreisträgern des World Future Councils: Tausenden Menschen immer und immer wieder die Fragen gestellt. "Was war eure Sehnsucht, um dem Hitler zu folgen? Welche Kraft habt's ihr g'spürt um Menschen zu morden? Wodurch wurd sie frei – die bestialische Wut?! Nur wenn wir's verstehen wird's wieder gut! Schaut's hin. Es vergisst uns nie!"

Geht's hin. Spürt's hin. Schaut's hin. "Es gibt nichts Unmenschliches, das nicht Menschlich ist." – sagte Anna Gamma heute Abend bei unserem ersten Zusammentreffen.

Hitler war Österreicher. Beethoven Deutscher. Das verwechseln wir gerne. Es ist tödliche Gewissheit, dass es möglich ist, von Österreich aus die Welt zu zerstören, die Menschheit in tiefstes Leid zu stürzen, die Angst so lange zu schüren, bis sie in zerstörerische Aggression und Hass umkippt.

Gerade deshalb ist es unsere Pflicht, vielfach kritisch zu sein, achtsam und wachsam zu sein. Uns im konstruktiven Umgang mit unseren Ängsten zu trainieren. Uns zu bilden und Geschichte zu lernen. Uns dieser gefährlichen Hetze in den Weg zu stellen. Pizzaboten- und neutürkise Containerpolitik genügen da nicht.

Und immer wieder daran zu erinnern, was hier in Österreich seinen Ausgang nahm. Wie rasch wir Österreicher bereit waren, uns an Deutschland anzuschließen. Wie rasch wir unseren tiefsten, unaufgeräumten Seelendreck auf die Straßen gespuckt haben. Wie rasch der Sadismus an der Oberfläche war. Wie rasch wir uns als "Die Besseren" gesehen haben. Und wie rasch Lebensverachtung salonfähig wurde.

Die Kunst der Heilung kommt nie aus der reinen Strafe, aus der Schuld und Rache. Der wahre Frieden kommt aus der klaren Grenze und aus dem Vergeben können. "Das Menschliche im Unmenschlichen erkennen und lieben, umarmen." – ja, da dreht's uns "Guten" sofort den Magen um. Und genau da müssen wir hin.

Es wird gelingen, die beiden so wichtigen Wörter "Heilung" und "Führung" aus dem Tabu-Verbot wieder in unseren gesunden Sprachschatz zu heben. Weil Führung und Heilung zusammen gehören.

Gute Nacht aus Linz.

Tag 02 | 03.07.2017 | In Linz beginnt's
Das ganze Volk arbeitete aus seiner Phantasie heraus dem Führer zu. Aus der Angst vor Repressalien heraus – und: Es war wie ein Liebesrausch dem Führer gegenüber, die Begeisterung war da, die Euphorie.

Für mich ist weniger der Führer, der Verführer, der Populist die Ursache der Gefahr – viel mehr ist es das stumpfe Unbewusste, die kollektive Bequemlichkeit. Die Faulheit delegiert die Eigenverantwortung an den Einen, an den Führer. Und grölt dann noch laut "Heil". Er soll uns heilen? Ja wie denn? Wir delegieren unsere Verantwortung zur eigenen Entwicklung und Problemlösung, statt selbst anzupacken.

Wenn du hinter her darauf siehst, schämst du dich. Der große Rausch. Begeisterungsstürme in einer unkontrollierbaren Situation: Ich mache Deutschland wieder stark! Das war sein magisches Versprechen ans Volk. So wie es Trump mit "Make Amerika great again." Oder eben Kurz mit seinem "Österreich ist nicht so gut wie es die Sozis uns vorgaukeln, die neue VOLKSpartei macht uns wieder groß." – oder Strache und Hofer versprechen, uns vor dem bösen Kopftuch in Schutz zu nehmen, dem "kleinen ordentlichen Bürger" sein Selbstbewusstsein wieder zu geben. Was Plan A und Pizzaboten PR mir vermitteln soll, weiß ich grad nicht.

Was für ein Tag. Hitlers Leben studiert, seine Eltern, seine Kindheit, seine Jugend. Sein brutal schlagender Vater, seine verstorbenen Geschwister. Diese übertriebene Mutterliebe. Geboren im Waldviertel, bald in Braunau.

Mit dem nationalsozialistischen Gedankengut kam Hitler erstmals in Linz in Berührung, dieselbe Stadt, in der er wenige Jahre später vom Balkon des Rathauses seine erste Rede nach dem "Anschluss Österreichs" hielt. Ans jubelnde Volk. Die selbe Stadt, in der sich Sebastian Kurz diese Woche zum Parteiführer mit beinahe uneingeschränkter Macht küren und feiern liess. Es waren seine Lehrer in der Linzer Mittelschule, da wo der jüdische Wittgenstein zeitgleich war. Die heutige Gedenktafel erinnert offiziell nur an einen der Beiden.

Hitler scheiterte im und am Schulsystem, wurde Schritt für Schritt zu einem Verlierer gestempelt.

Dem Antisemitismus begegnete er erstmals in Wien – als er zweimal die Aufnahmeprüfung zur Kunst Akademie nicht schaffte – und landete obdachlos im Männerheim. So wie junge Männer auch heute wieder in Heimen, in Flüchtlingsheimen leben. Mit drei grundsätzlichen Möglichkeiten: die Resignation, der Angriff oder die Hingabe. Hitler entschied sich für den Angriff. Und ging nach München, bald darauf war er in den Putschversuch verwickelt und landete im Gefängnis. Wo er an "mein Kampf" zu schreiben begann…

Geschlagene Kinder schlagen. Ausgegrenzte Kinder grenzen aus. Verlorene Seelen suchen Zuflucht im manipulativen Machtrausch. Verdrängte Angst sucht Feindbilder. Vaterlose bauen sich ihr Vatersystem.

Ehre, Treue, Vaterland. Zwiespältigkeit der Moral. Juden zu töten war in Ordnung, mit Ihnen zu schlafen stand unter Strafe. Staatlich verordnete Gewalt ist legitim, privat ausgelebte Gewalt kriminell. Was gibt mir da eine innere Leitlinie? Wie sollen junge Soldaten eine innere Führung finden? Wie sehr ist Staatsmacht auch die Entschuldigung für Gewalt?

Gedankensturm.
Viel meditiert, Kopfweh gespürt, diskutiert und nachgedacht.

Morgen führt unsere Reise uns nach Mauthausen.

Tag 03 | 04.07.2017 | Ehemaliges Konzentrationslager Mauthausen
Wir sitzen am Boden, auf einem Haufen Granitblöcke. Vor dieser mächtigen Schalbetonwand, sie mündet mitten im Wachturm des ehemaligen KZ. Gedrückte Stimmung, Tränen in manchen Augen – und dieses Gefühl von Sprachlosigkeit. "Kannst du jetzt singen?!" – Fragt Anna mich. Ich nicke. Schaut's hin. Leise, zart. Meine Finger zittern. "Wohin geht die Angst, wenn wir sie verdrängen…"

Dann gehen wir los. In die dunkelgraue Festung, gebaut aus diesem so mächtig und bedrohlich wirkenden Mauthausner Granit. Wachtürme, Mahntafeln, Wegweiser.

Mir fehlen alle Worte. Ich will verstehen, es gelingt mir nicht.

Krieg. Legitimiert Gewalt. Schafft Systeme, die wie unaufhaltsame Dampfwalzen dahindröhnen, die Systeme finden ihre Erfüller, löschen Menschlichkeit und Moral aus. Ermächtigen die Dunklen unter uns ihre dann nicht mehr gehemmten, tiefsten Triebe auszuleben. Erlauben zugleich dem Einzelnen nicht, seine eigenen Entscheidungen zu leben. Ergreifen über Hierarchie, Appell, Propaganda, Standesrecht und Befehl die Macht. Die scheinbare Allmacht über alles. Über Leben und Tod.

Immer wieder ist es der Mensch, der exekutiert, der sich sein Handeln rechtfertigt. Ich weiß nicht, wie viele Menschen Adolf Hitler selbst ermordet hat. Ich weiß es nicht. Er erschuf ein anonymes, symbolisiertes System voller Macht – ohne es selbst zu tun. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob er es wirklich selber schuf – oder ob er es es bloß erweckte, als ob er den Zündschlüssel fand, ansteckte, die (dunklen) Lichter gingen an, der Motor lief und alles setzte sich in Bewegung. Soweit ich in "Mein Kampf" hinein gelesen habe – war sein größter Fokus auf die Propaganda gerichtet, auf die "Kunst" der Gruppendynamik. Hier lebte er sein "Künstler Sein" pervertiert aus.

Und was daraus wurde, wissen wir. Ein Flächenbrand voller Lebensverachtung, eine Maschinerie des Mordens, Größenwahn und Weltkrieg. Völkermord. Kollektives Verbrechen.

Mir fehlen die Worte. Für das was hier war und ist. Es dröhnt in mir. Diese beiden Fragen beschäftigen mich: "Hätte ich hier als KZ Zwangsarbeiter überlebt? Hätte ich diesen Überlebenswillen gehabt?! Oder wäre ich hier wie zigtausende auch gestorben?" Die zweite Frage: "Hätte ich hier als SS Soldat das Ruder herum reißen können? Hätte ich mich den Befehlen widersetzt? Wäre ich Mensch geblieben – oder hätte ich auch mitgetan, gemordet?"

Die Übermacht der Systeme, der Staaten ist wie die Büchse der Pandora. Wenn menschengemachte Systeme sich verselbständigen, wenn charakterlose Psychopathen an die Hebel dieser Machtsysteme kommen – wenn die Gesetzmäßigkeiten der Massenpsychologie wirken, die Dummheit der Masse nach oben kommt – und Krieg ausbricht: Dann wird es Dunkel. Dann färben sich unsere Knochen schwarz.

Katharina sagte heute zu mir, dass die Spirale der Gewalt nur durch Unterbrechen der Gewalt aufzuhalten ist. Auch die rechte Backe hinhalten, wenn du auf die linke geschlagen wurdest.

Mir fehlen die Worte. Jeder Versuch der Erklärung führt in die Verwirrung, jeder Versuch zu verstehen, wie aus einem kleinem, geprügelten Bauernbuben eine solche Bestie namens Adolf Hitler werden konnte, wie ein ganzes System der Vernichtung seine Dynamik entfalten konnte…

Mir fehlen die Worte.

 

Tag 04 | 05.07.2017 | Wien, Wien nur du allein
Scham. Scham ist ein Gefühl, das uns alle Energien raubt. Wenn wir uns schämen, sind wir aus unserer Kraft, zeigen uns nicht, tendieren zur Opferhaltung. Scham entsteht da, wo unser innerer Zustand, unsere innerste Überzeugung nicht übereinstimmt mit der Gruppe, in der wir uns befinden. Wenn ich wo dabei bin, wenn ich mitmache, obwohl mein Herz "hör auf damit" brüllt.

Scham ist eine Form der Angst, sie hat etwas mit dem größten menschlichen Bedürfnis zu tun: Zugehörigkeit. Werde ich, wenn ich mich so zeige wie ich wirklich bin, von der Gruppe verstoßen? Ausgegrenzt? Deshalb spielen alle mit, die keinen ausreichend gesunden Selbstwert haben. Die sich ihrer Angst unterwerfen, ihre innersten Überzeugungen vergraben – und laut "Heil Hitler" riefen. Und somit zur schuldigen Masse werden. Gut weichgeklopft von der Propaganda, der Hetze, der Manipulation. Lange genug subtil und penetrant gehört wer der Feind sein muss, wer zu bekämpfen ist, was wahr zu sein hat – und: was deshalb Gesetz zu sein hat.

Wien war dabei. Die Antifaschisten gab es auch, viele von ihnen überlebten ihre Schamlosigkeit nicht. Endeten im Gefängnis, den Folterkammern der Gestapo, im KZ. Tod. Die schlimmste Form der Ausgrenzung.

Mit genau dieser "tiefen Sehnsucht dazu zu gehören" arbeitet der Populismus. In der Schaffung und Ausgrenzung der Feinde. Um damit das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Das "Volk" aufzuwerten, zu betonen, eine "besondere" Gruppe zu sein, die Elite. Mit mystischen Symbolen versehen, Massenritualen und flammenden Reden.

Wien. Österreich. Das Thema der Zugehörigkeit ist ein großes. Der Anschluss an Hitlerdeutschland war für die Masse eine freudige Fusion, getragen von Jubel und Zulauf. Österreich feierte die Heimkehr seines verlorenen Sohnes. Wir waren mehrheitlich voll dabei. Entweder aus Überzeugung – oder aus Angst und Scham.

"Hitlers Truppen sind einmarschiert" – "Österreich war das erste Opfer" – wie oft haben wir diese Sätze gehört?! Wenn die Scham eine ethische Dimension hat, ist sie uns bewusst nicht greifbar. Wirkt die Scham aus dem Unterbewusstsein. Die verdrängte Scham tendiert dazu, wahrheitsnennende Menschen als Nestbeschmutzer zu diffamieren. Sich selbst mit "Ja, aber – Sätzen" zu rechtfertigen, die Wahrheit vom Tisch zu wischen. Die Wiederkehr des Verdrängten. Was ich selbst aus Scham und Schuldgefühl nicht sehen will, projiziere ich auf dich. Wenn du meinen Nestschmutz aufdeckst, mache ich dich zu Nestbeschmutzer. Damit Ruhe ist. Angst bedient.

Wien. Das Mahnmal am Ort des ehemaligen Gestapo Hauses am Schwedenplatz dämmert vor sich hin, mir scheint, sogar das Denkmal schämt sich. Dem Judenplatz abgewendet, klein, grau in grau. Die Inschrift pocht auf den österreichischen Opferstatus, "Die Gestapo" war das Fremde, das Böse. Kein Wort von Österreichischer Verantwortung am Faschismus, am Holocaust. Zum schämen.

Über den "Weg der Erinnerung" zurück ins Hotel, an Hunderten Namen deportierter Menschen vorbei.

Schuld und Scham warten darauf, berührt, benannt, befreit zu werden. Wer in deiner Scham steckt, lebt nicht wirklich. Verantwortung übernehmen, hin schauen. Hin gehen. Einsehen. Verzeihen und um Vergebung bitten. Leben!

 

Tag 05 | 06.07.2017 | Spiegelgrund
Der letzte Tag der "Reise auf den Spuren des Nationalsozialismus in Österreich". Dass mein gestriger Text über die "Scham" so gut wie keine aktiven Reaktionen bei euch auslöste, ist ein bissl wie das Amen im österreichischen Gebet. Wer sich schämt, zeigt sich nicht – sondern wartet auf die nächstbeste Gelegenheit, den schamlosen Nestbeschmutzer eine aufzulegen. Oder zieht den Kopf ein und wartet, bis das scheiss unangenehme Thema wieder verflogen ist. Verdrängung gehört in Österreich zur Grundausstattung so wie Salsatanzen in Kuba.

Zugleich klebt man aber dran am Thema, spechtelt gierig nach Neuem neugierig am Guckloch. "Wen hat's denn heute schon wieder zu Besuch, die Nachbarschlampe?!" – fragt sich die alkoholkranke Nachbarin. Und zieht sich einen Porno rein, um ihre neidige Wut auf die Nymphomanin von Nebenan zu verarbeiten. "Sex sells" – denk ich mir, danke zwischendurch für's doch lesen (wer das echt gelesen hat: bitte als Beweis-Zeichen ein "wow" unter den Post liken) – meine Wut auf die Österreichische "E- und Ja aber-Kultur" hat sich in diesen Tagen aufgebaut und aufgestaut.

Heute waren wir am Spiegelgrund. Hier wurden während der Zeit des Nationasozialismus Kinder ermordet. Aus ihren toten Körpern dann Gehirne und Rückenmarksteile herausgeschnitten, für "wissenschaftliche Studien" in Spiritus eingelegt – und großteils bis lang in die Gegenwart hinein aufbewahrt. Tausende Kinder. Mitten in Wien. Mir fehlen – so wie vorgestern nach Mauthausen – alle Worte um meine Eindrücke zu beschreiben. Ich schäme mich, ich bin wütend und zutiefst traurig.

Was in der Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke am Steinhof" – gedeckt durch Hitlers Nürnberger Gesetze und ausgeführt von größenwahnsinnigen großteils österreichischen Sadisten – passierte, war grausam und entmenschlicht – was danach an Nichtaufarbeitung der Republik geschah, ist unfassbar. Die verwahrloste, lieb- und achtlos gestaltete Gedenkstätte im Pavillion ist (leider) authentisch: vergammelt, vergessen, E.