Freundschaft.

Das Magische an ihr ist diese bestimmende Klarheit. Kein Raum für Zweifel, wenig Platz für Interpretation. Sie ist eindeutig, sie stellt klar was zu tun ist. Sie übernimmt das Kommando. Weil Sie die „heilige Kraft“ zwischen uns ist, für mich das menschlich stärkst Mögliche. Sie überbrückt Grenzen zwischen Männern und Frauen, sie fragt nicht nach der ausgleichenden Gerechtigkeit.
Geben ist dann keine Frage der Berechnung, der Spekulation auf die Rückzahlung – Geben ist das einzig mögliche Prinzip. So oft wie möglich.

In meinen fünfzig Lebensjahren ist sie der Rote Faden, das Rettungsseil, das Licht am Ende des stockfinsteren Tunnels. Ich habe sie schätzen und zu pflegen gelernt. Am schwersten war es für mich, das Annehmen zu schaffen, mir es auch wert zu sein, wenn sie mir gegenüber tritt. Wenn Sie für mich da ist – einfach so weil sie so ist wie sie ist. Weil Geben und Dasein ihrem Wesen entspricht. Ohne wäre sie keine Echte.

Also rein in den Zug, alles andere abgesagt, mich entschuldigt und umgeplant. Früh raus aus dem Wiener Bett, schnellen Kaffee und das Stiegenhaus flott hinunter. Vier Stunden Richtung Süden, Bahnhof Klagenfurt, Taxi zum Krankenhaus und rein in‘s Zimmer.

Fünf Stunden und unzählige Gefühle, Gedanken, Berührungen und Lacher später sitze ich wieder im Zugabteil. Es ist alles klar, es ist stimmig, es war das einzig Richtige. Eigentlich waren es ja nur ein paar gemeinsame Momente, von der lauten Ferne aus betrachtet: Nichts Besonderes. Aus der nahen Stille heraus geschaut: War es Alles.

Freundschaft.