Konzertkritik München, von Alexander Kinsky.

Kritik zum Konzert »Stille führt« – am 1.10. in München, Deutschland. Danke Alexander Kinsky.

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Wenn Hannes Wader und Konstantin Wecker betonen, man solle den Holocaust nie vergessen oder totschweigen, um ihn, als Mahnmal im Bewusstsein der Menschen verankert, nie wieder zu ermöglichen, so bestätigt und verdeutlicht Thomas Andreas Beck dies mit seinem Bekenntnislied „Schaut´s hin“, die Gräuel des Krieges schonungslos aufzählend. Seine Sensibilität fürs Mitmenschliche, Mitfühlende und in Extrembeispielen Entsetzliches anklagend und erschütternd Herausstellende offenbart Thomas Andreas Beck in sehr persönlich gefärbten Beziehungsliedern und Liedern für nahe Verwandte wie die Großmutter und den Sohn, aber erst recht in denen mit existenziellen Themen wie Kindesmissbrauch, autoritäre Erziehung oder allgemeiner angesichts der Not in der Welt oder der erdrückenden Atmosphäre in der Großstadt. Wenn man dann aus einem weiteren Lied erfährt, dass sich der Großvater erschossen hat und wie der Enkel seine Fassungslosigkeit in Worte und Töne zu kleiden versucht, so geht das ganz extrem zu Herzen. Zusammen mit dem kongenialen Mitmusiker Tom Bayer (Gitarre und Percussion) versteht Beck es, die Lieder vielfach extrem emotional aufzubauen, zunächst fast unscheinbar ruhig, und dann zum Seelenaufschrei explodierend. Die sich steigern könnende Wucht erinnert durchaus an den jüngeren Konstantin Wecker, an die Momente des „Halt´s Mei, Faschist“ oder ans „Renn lieber, renn“, und wenn Beck in die Rolle des widerlich autoritären Vaters schlüpft an Weckers „D´ Zigeiner san kumma“ oder Gerhard Polts oberflächlich witzige und doch im Kern die Masken beinhart herunterreißende Analyse des Faschistoiden im Durchschnittsbürger.

Ein Konzertabend, der aufgrund seiner Inhalte sehr nachdenklich stimmt, aber auch durch die offene Art des Urwieners Beck und mit dem Schmäh der auf der Bühne rennt eine einnehmende Herzlichkeit sondergleichen ausstrahlt.
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