JA! Es ist nur dann gut, wenn’s für Alle gut ist.

Die »Wirtschaft der Freude« –  eine Idee, für welche ich mich bis vor 3 Jahren gemeinsam mit einer Gruppe anderer Vordenker_innen – rund um meine unternehmerische Heimat, den Impact Hub Vienna – eine Zeit lang engagiert habe. Als Initiative haben wir uns nach einer intensiven Phase zwar verloren,  vor allem weil wir uns jeweils auf unsere individuellen, sinnvollen Projekte konzentrieren wollten – ich mich auf meinen Weg als Liedermacher.

Weil unser Gesellschafts- und Wirtschaftsraum Europa in diesen Tagen unübersehbar in der tiefen Krise steckt – und weil ich dieses menschenleere, herzlose Wirtschaftsfinanzengelabere einfach nicht mehr ertragen will: Hier eines unserer Grundsatzpapiere aus dem Jahr 2011. Es ist Zeit. Für ein primär visionär-soziales – und erst sekundär wirtschaftliches Europa! Es kann nur dann gut sein, wenn es für Alle gut ist.

Die »Wirtschaft der Freude« ist eine von Menschen aus der Wirtschaft und anderen Bereichen der Gesellschaft (EntscheidungsträgerInnen aus der Politik, Zivilgesellschaft) getragene Initiative, die an den Voraussetzungen für ein nachhaltiges und ganzheitliches Wachstum unserer Gesellschaft arbeitet.

Dies bedeutet eine Unterstützung von Veränderungen existierender Strukturen, sowohl auf der Mikro‐ (Bewusstsein, persönliche Entwicklung), als auch auf der Makroebene (Rahmenbedingungen, Gesetze, Regeln, etc.). Die WdF ist die ökonomische Variante des Konzeptes des guten Lebens, entstanden als Antwort auf die multiplen Krisen des 21. Jahrhunderts. Diese verlangen Wirtschaftsformen, Entscheidungsprozesse und Leadership einer neuen Form.

Nachhaltiges Wirtschaften und die Erfüllung der Menschenrechte sind Grundlage der »Wirtschaft der Freude« und darüber hinaus unterstützt sie das persönliche Erblühen der Menschen (»human flourishing«, das auch ein wichtiges Ziel des Berichtes »Prosperity without Growth» von Tim Jackson ist). Die »Wirtschaft der Freude« ist eine Form des Wirtschaftens, die sich der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen bewusst ist und auf dieser Grundannahme Entscheidungen trifft.

Durch höhere Verwirklichungschancen steigern die Menschen die Möglichkeiten ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Durch die Erfüllung der grundlegenden, menschlichen Bedürfnisse kann eine hohe Lebensqualität ermöglicht werden. »Wirtschaft der Freude« bedeutet, die Angst vor der Konkurrenz soweit zu überwinden, dass aus dem Vertrauen in die Fülle („es ist genug für alle da“) mit anderen die bestmögliche Lösung ko‐kreativ entwickelt wird. Weg vom Konkurrenz‐ über das Kooperations‐ hin zum Ko‐Kreationsprinzip. Die Art der Zusammenarbeit ist Kooperation, in welcher Wettbewerb insofern erwünscht ist, als er auf spielerische Art die Kreativität, das Wohlergehen (und infolge die Freude) aller am Wirtschaftsprozess Beteiligten erhöht.

In einer »Wirtschaft der Freude« wird das Sozialkapital erhöht, als eine von fünf wichtigen Kapitalformen. Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Finanzkapital, sondern alle Kapitalien sind in ihrem Zusammenspiel wichtig. Durch die Betonung einer von Beziehungen getragenen Wirtschaft anstatt einer auf quantitatives Wachstum ausgerichteten, ist anzunehmen, dass in Zeiten von Wachstumsschwäche, die »Wirtschaft der Freude« schneller ins Leben kommen kann und weniger Wachstum kein Hindernis sondern einen Treiber darstellt.

Durch diese Haltung werden (soziale) Innovationen möglich, die bestimmte Teile der Wirtschaft sogar unterstützen, nämlich solche die Ressourcen schonen, qualitative hochwertige Produkte herstellen und ein anderes (weniger materielles) Konsumverhalten unterstützen. Das Wirtschaftssystem wird weiter entwickelt hin zu einem nachhaltigen Niveau, das die Freude nährt und damit die Lebensqualität erhöht.

Erfolg in einer »Wirtschaft der Freude« drückt sich darin aus, dass UnternehmerInnen und deren Unternehnmen »gesund« sind und darüber hinaus einen Mehrwert darin erzeugen, dass sie sich auf das Gemeinwohl jetzt lebender und zukünftiger Generationen ausrichten. Dadurch verändert sich der Blick auf den Gewinn, der mehrere Dimensionen bekommt.

Es gibt bereits Ansätze, die den Grundgedanken der »Wirtschaft der Freude« (die wie ein integratives Dach über diesen Bewegungen gesehen werden kann) entsprechen, wie z.B. Solidarische Ökonomie, Gemeinwohlökonomie, »gift economy«, etc. Diese und andere Ansätze sollen im Sinne der »Wirtschaft der Freude« zusammengeführt und zu einem »anderen Wachstum«, das zu mehr Fülle auf allen Ebenen (gemeinschaftlicher, emotionaler und geistiger Ebene) führt, beitragen.

(Auszug aus dem WdF-Policy Paper Herbst 2011. Autoren: Ines Omann, Johannes Kaup, Thomas Andreas Beck)